St. Petri Kirche Garz
Die auf einem Berg gelegene gotische Backsteinkirche steht auf einem Fundament aus meist unbehauenen Findlingen. Die Steine sind am Schiff und am Turm auch in den unteren Mauerbereichen verwendet worden. Die Kirche ist in mehreren Bauabschnitten ab ca. 1350 entstanden.
Zwei Westjoche mit Sakristei bildeten den ersten Teil, drei Langhausjoche wurden um 1397 angefügt. 100 Jahre nach Baubeginn kamen der Turm und zwei Chorjoche nach Osten hinzu. Das Kreuzgewölbe ruht innen und außen auf massiven Wandpfeilern, die den Gesamteindruck beherrschen. Die Außenpfeiler wurden dem Kirchenschiff im 18. Jahrhundert angefügt.
Die Gewölberippen stoßen im Chorraum auf untergesetzte barocke Stuckkonsolen, die in Form von Vasen oder stilisierten Engeln ausgebildet sind. Die Sakristei gehört zum ältesten Teil der Kirche. Das Mauerwerk wurde jedoch weitestgehend erneuert. Im 18. Jahrhundert konnte der Raum zwischen der Sakristei und dem Kirchenschiff für den Aufgang zur Kanzel genutzt werden.
Der Taufstein
Der aus Granit gemeißelte und mit blattartig gerippten Ornamenten verzierte Taufstein ist älter als die Kirche selbst. Nur der Sockel wurde in späterer Zeit erneuert. Das Alter des Taufsteins wird auf 700 Jahre geschätzt.
Vielleicht stammt er aus einer Kirche, die vor der Gründung der St. Petrikirche auf dem Begräbnisberg von Garz gestanden haben könnte.
Man vermutet aber auch, dass die Fünte ein Geschenk Heinrich des Löwen an Rügen war, weil gestalterische Parallelen zum Inventar im Braunschweiger Dom entdeckt wurden.
Die Messingtaufschale stammt vom Anfang des 17. Jahrhunderts.
Die Grabplatte Malchow
Die Kalksteinplatte ist an der Westwand des Kirchenschiffes befestigt. Sie entstand am Ende des 14. Jahrhunderts und ist stark abgetreten. Dennoch erkennt man einen Geistlichen mit Kelch und Hostie, zu seinen Füßen einen Hund und ein weiteres Tier. An den Ecken sind Kreise mit den Evangelistensymbolen eingemeißelt. Der obere Teil der Grabplatte fehlt.
Kelch, Patene und Oblatendose
Sie bestehen aus vergoldetem Silber und stammen aus den Jahren 1645 und 1647. Die gravierten Inschriften weisen auf die Namen der Stifter hin.
Der Altar
Der aus verputztem Backstein erbaute Altar stammt aus dem späten Mittelalter. Die aufgelegte Kalksteinplatte mit vier Weihekreuzen ist noch älter. Der Barockaufsatz wurde zwei Jahrzehnte nach der Kanzel von der Stralsunder Werkstatt Elias Keßler erbaut und gestalterisch gut auf die Kanzel abgestimmt. Die auf Konsolen stehenden Figuren Moses mit dem Stab und den zehn Geboten und Aaron sind aus Lindenholz geschnitzt. Engelchen zieren die Giebelsegmente und auf der Spitze steht eine segnende Christusfigur. Das Ölbild zum Thema Gethsemane wurde erst Mitte des 19 Jahrhunderts hinzugefügt. Das Epitaph von Ahnen wurde 1723 ebenfalls von Keßler gestaltet. Wir finden es an der Chorsüdwand.
Die Kanzel
Sie wurde 1707/8 in der Werkstatt von Hans Broder aus Stralsund erbaut. Die sechseckige Kanzel ruht auf der Trägerfigur Moses. Die Felder zwischen den Kompositsäulen tragen Evangelistenreliefs und Engelputten. Auf der Spitze des Schalldeckels steht der Auferstandene und im Kanzelraum schwebt eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist.
Der Engel
Über dem Taufstein schwebt der eine Muschel haltende Engel. Ob diese Muschel als Taufschale benutzt wurde, ist nicht bekannt. Der aus Holz geschnitzte spätbarocke Engel stammt aus einer Stralsunder Werkstatt aus der Mitte des 18 Jahrhunderts.
Der Glockenstuhl
Ursprünglich trug er drei Glocken, von denen in den beiden Weltkriegen nur eine erhalten blieb. In den 70er Jahren kam wieder eine zweite Glocke mit der Aufschrift „Wachet und betet“ hinzu.
Die Orgel
1914 wurde die Orgel von B. Grüneberg aus Stettin umgebaut und teilweise erneuert. Sie besitzt zwei Manuale, Pedal, 12 klingende Stimmen und pneumatische Kegelladen.
Kirchenstuhl von Groß Schoritz
Der schlichte Patronatsstuhl gegenüber der Kanzel blieb bei den Umbau- und Instandsetzungsarbeiten von 1906 bis 1914 in Gedenken an den großen Sohn Rügens, Ernst Moritz Arndt in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Ernst Moritz Arndt wurde am 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz geboren, in der Petrikirche zu Garz getauft und mit 10 Jahren eingesegnet. Arndt wuchs in einem christlichen Elternhaus auf, studierte Theologie, rang um ein „in Demut stilles, in Hoffnung fröhliches, im Glauben unerschütterliches, in Liebe überschwengliches“ Christentum und starb 1860 als eine der Stützen der evangelischen Diaspora-Gemeinde in Bonn. Arndt steuerte 1818 in seiner Schrift „Von dem Worte und dem Kirchenliede“ 33 Lieder für ein neues Gesangbuch bei, wovon heute noch einige gesungen werden.