Wallfahrtskirche St. Laurentius Zudar
Im 3. Jahrhundert n. Chr. lebt der junge Priester Laurentius in Rom. Er kümmerte sich um die Alten, Kranken, Behinderten und Mittellosen der christlichen Gemeinde. Dies tat er mit großer Liebe bis er, wie sein Bischof Sixtus, verhaftet wurde. Die Legende erzählt, daß der Kaiser Varerian einen Schatz der Gemeinde vermutet habe, den Laurentius verwaltete. Innerhalb von 3 Tagen sollte der junge Priester diesen herbeischaffen. Zur angegebenen Frist befanden sich auf dem Hof des Kaiserpalastes Arme, Kranke, Krüppel und Blinde. Dem römischen Kaiser sagte Laurentius: „Siehe, der Hof ist voller goldener Gefäße. Das sind Schätze, die wachsen in aller Zeit. Das Gold nachdem du verlangst, ist Ursache vieler Verbrechen. Das wahre Gold ist Jesus Christus. Diese aber sind des Lichtes Kinder, der wahre Schatz der Kirche.“ Der Kaiser fühlte sich betrogen und ließ Laurentius am 10. August 258 n. Chr. auf einem glühenden Rost verbrennen. Er starb mit einem mutigen Bekenntnis zu seinem Herrn Jesus Christus.
Über den Bau der Kirche in Zudar
berichtet Professor A. Haas folgende Sage:
Als es sich darum handelte, an welchem Platz auf dem Zudar die Kirche gebaut werden sollte, kamen alle Großen auf Rügen zusammen, um über diese Sache zu verhandeln. Nach langen Beratungen kam man dahin überein, daß die Kirche an der Stelle erbaut werden sollte, welche heutigen Tages „de Jüls“ heißt. Und zum Zeichen dafür steckte einer der Anwesenden seinen Speer in die Erde. Am anderen Morgen war jedoch der Speer an dieser Stelle verschwunden. Erst nach langen Suchen fand man ihn weit nördlich in der Erde stecken. So hatte Gott selbst darüber entschieden, wo sein Haus stehen sollte und die Kirche wurde dort hingebaut.
Pilgerfahrten nach Zudar
Schon vor dem Jahre 1370 war die Zudarsche Kirche das Ziel vieler Wallfahrten. Ein wundertätiges Marienbild machte die schlichte Inselkirche berühmt, zu einem rügenschen Lourdes, einem weithin bekannten Wallfahrtsort zur Stärkung des christlichen Glaubens. Die Pilger brachten alle Vorhaben und Anliegen der Heiligen Maria vor, um dann beglückt wieder heimzuwandern. Eine Reise nach dem Zudar stand in Norddeutschland halb so hoch im Kurs wie eine Pilgerfahrt nach Rom zum Sitz des Papstes. Zweimal Zudar und man war alle Sünden los. Aber mit dem Besuch der Zudarschen Wallfahrtskirche nahm es im Jahre 1372 ein unglückliches Ende. Ein Pilgerschiff kenterte auf der Reise nach Zudar im Sund, denn es kam ein „wedder und groth storm“ und alle 90 Pilger kamen ums Leben. Seither glauben die Leute nicht mehr daran, daß von Zudar Wunderkraft ausgeht – „also wardt dett afflath wedder gelecht, wante dar schach groth schade.“
Bauliche Merkmale
Die auf einer Halbinsel gelegene südlichste Kirche Rügens ist eine in Langhaus und Chor einheitlich durchgebaute schlichte gothische Kirche mit einem runden Triumphbogen und niedriger Einwölbung. Diese ist etwas später erfolgt als die Errichtung der Außenmauern (Mitte des 14. Jahrhunderts), denn sie entspricht nicht ganz deren Fenstersitz. Schon 1318 wurde eine „parochia Szudar“ (Kirchengemeinde Zudar) urkundlich aufgeführt. Unter dem nordöstlichen Fenster ist eine rundbogige Ausstellungsnische zu sehen, die vielleicht mit den damals üblichen Wallfahrten zusammenhängt.
Die Sage von der untergegangenen Stadt Konow
Im Osten der Halbinsel Zudar hat es eine große Stadt gegeben, Konow genannt. Sie soll durch einen gewaltigen Orkan und eine große Sturmflut von den aufbrausenden Wogen der See verschlungen worden sein. Aus dieser untergegangenen Stadt soll die im l. Weltkrieg abgelieferte Glocke „Anna Susanna“ der Zudarschen Kirche stammen. Es wird erzählt, daß ein hübsches Mädchen die Glocke am Ufer stehen sah und sie durch ein aufwerfendes Tuch auf der Stelle bannte. Dann hat man zwei Ochsen vorgespannt und die Glocke nach dem Kirchhof Zudar gefahren.
Die Zudarer Glocken
Die Kirche in Zudar hatte einst drei Glocken. Nur die kleinste ist noch da. Von den beiden anderen – im ersten Weltkrieg abgelieferten Glocken-wog die große 16 Zentner/die andere 8 Zentner. Beide waren stark gegossen und in Silber legiert. Am Helm der größten Glocke stand: „Mich goss Simon Zach im Jahre l848“
Darunter auf der Vorderseite in der Mitte stand: „Malte, Fürst zu Putbus, Patron; Dr. Hofmeister, Pastor; F. Wenzel und W. Brunckhorn, Kirchenvorsteher; G. Kruse, Küster. Herrn Eingepfarrten: v. Dycke, Bamberg, Groenlund, v. Bohlen. Westströhm, Kayser, Vangler.“
Unten am Kranz stand: „Vivos voco, mortuos plango, fulgra fango.“ (Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, den Blitzen wehre ich.)
Auf der anderen Seite stand: „Kommt her, denn es ist alles bereit, auf daß mein Haus voll werde. Der Helm trug Engelsköpfe und war mit Lorbeerblättern verziert. Auf der mittleren Glocke stand am Helm: „Mich goß Simon Zach in Stralsund im Jahre 1848“
Und in der Mitte stand: „Wer aus Wahrheit ist, der höret meine Stimme.“
Die größere der beiden alten Glocken von 1848 war unter dem Namen „Anna Susanna“ bekannt. Der Sage nach soll sie aus der Schoritzer Wiek, einer anderen Sage nach, aus dem Bodden beim gelben Ufer stammen.
Es wurden nach dem Ende des I.Weltkrieges zwei neue Glocken angeschafft, die aber schon wenige Jahre später, im 2.Weltkrieg, wieder abgegeben werden mußten. Im Jahr 2001 wurden zwei neue Glocken aufgehängt.