KIRCHE GUSTOW
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Die Gustower Kirche ist eine der vielen mittelalterlichen Backsteinkirchen. Der Bau wurde um 1250 n. Chr. zunächst mit dem Chor begonnen, später wurde das Langhaus angefügt. Das Gewölbe stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Nach der Zerstörung durch einen Brand im 17. Jahrhundert wurden Dachstuhl und Giebel in der Mitte des 18. Jahrhunderts neu erbaut, die oberen Teile mit Ziegeln im Barockformat ersetzt. Aus dieser Zeit stammen auch der Dachreiter und das Glockenhaus. Beide wurden kürzlich restauriert und rekonstruiert.
Bei einer Renovierung im Jahr 1935 kamen vor allem im Chorbereich mittelalterliche Malereien zum Vorschein. Sie stammen wohl aus der Zeit um 1420 und zeigen Christophorus, Johannes Baptist, Maria-Magdalena, Georg mit Wappenschild, Petrus, Paulus und Jakobus den Älteren.
Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt der Altar einen barocken Aufsatz.
Dieser zeigt eine gemalte Szene des Abendmahls, darüber der Auferstandene, umgeben von Figuren der Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Die Kanzel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der stehende Pultengel mit Halter für die Taufschale ist auf 1768 datiert.
Ein Triumphkreuz aus dem 15. Jahrhundert ist auf dem Querbalken des Lettners zwischen Chor und Kirchenschiff zu bewundern. Im Zentrum der Gruppe steht ein gotisches Kreuz mit Blattwerk.
Das Hauptschiff der Dorfkirche wird geschmückt von zwei farbigen Fenstern. Sie wurden 1914 von der Firma Busch aus Berlin gefertigt. Das nördliche Farbfenster zeigt ein Weihnachtsmotiv, das südliche Christi Himmelfahrt.
Die Gustower Kirche beherbergt zwei Glocken aus Bronze. Die kleine Glocke wurde um 1650 gegossen. Die große Glocke stammte ursprünglich aus dem Jahr 1765. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist sie jedoch zersprungen und wurde als Faksimile von der Glockengießerei Schilling aus Apolda neu gegossen.
Die mechanische Orgel stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde von Orgelbauer Adolf Fischer aus Demmin gefertigt. Sie verfügt über ein Manual.
Auf dem Friedhof in Gustow finden sich auch historische Grabsteine. Nordöstlich der Kirche steht ein Sühnestein – eine sogenannte Mordwange – zur Erinnerung an die Ermordung eines Pfarrers im Jahr 1510. Zudem befindet sich in Gustow auch eine gotische Tauffünte.
Die Kirche in Gustow hat nach 1990 eine rege Bautätigkeit erfahren müssen. Nach einem mehrtägigen Dauerregen stürzte im Juni 1991 ein Teil der Gustower Friedhofsmauer ein. Da nun der Straßenverkehr auf der vielbefahrenen Dorfstraße gefährdet wurde, war mit der Reparatur Eile geboten. Die gesamte Mauerkrone aus Backstein musste abgetragen und ein trauriger Entschluss gefasst werden: 18 Linden, die dicht an der Mauer standen, mussten gefällt werden um die Sanierung zu ermöglichen.
Das Sanierungskonzept sah vor Winkelstützen hinter die Friedhofsmauer zu bauen, um den Erddruck des Kirchhügels abzufangen. Dabei sollten 50 Meter des alten Feldsteinmauerwerks neu aufgeführt und weitere 150 Meter saniert werden. Während der Arbeiten zeigte sich jedoch, dass komplette 150 Meter vollkommen erneuert werden mussten. Die bereitgestellten finanziellen Mittel reichten noch aus, um das nördliche Mittelfenster der Kirche mit neuen Mittelrippen zu versehen und zu verglasen.
Der Neuaufbau der Mauerkrone musste verschoben werden, weil Dringenderes anstand: Am 13. Januar 1993 beschädigte ein Orkan den Dachreiter der Kirche so stark, dass er mit einem Kran entfernt werden musste. In dem kleinen Türmchen fand sich eine gusseiserne Schlagwerkglocke, die aber vollkommen verrostet war. Sie gab keinen Klang und brach später auseinander.
Nachdem die westlichen drei Dachgebinde sowie ein Drittel des Westgiebels durch Maurer, Dachdecker und Zimmerleute saniert worden waren, konnte im Juli 1994 der völlig rekonstruierte barocke Dachreiter wieder aufgesetzt werden. Er bekam wieder ein kupfernes Dach und wurde mit dem neuvergoldeten Turmhahn bekrönt. Mit Blick auf eine Rekonstruktion der Turmuhr wurde eine Bronzeglocke von 38 Kilogramm Gewicht eingebaut.
Ein erneuter Sturm zu Beginn des Jahres 1995 zerstörte das bereits schwer lädierte Glockenhaus. Sofort war klar, dass die Glocken bis auf weiteres schweigen mussten. Mit Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Pommerschen Evangelischen Kirche gelang es das Glockenhaus zu rekonstruieren, die Glocken wieder in gerade Holzjoche zu hängen und das Geläut zu elektrifizieren. Das alte Uhrwerk von 1868 steht nun als Museumsstück in der Kirche. Es konnte keine weitere Verwendung finden, da es darauf eingerichtet ist, dass der Küster es täglich aufzieht.
Im Jahr 2000 ist mit Hilfe von Fördermitteln und Eigenanteilen die Reparatur der Südseite des Kirchendaches ermöglicht worden. Zu danken ist besonders der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Landesregierung und dem Notsicherungsprojekt Dach und Fach.
2003 wurden Sturmschäden am Dach und an den Giebeln durch ein Handwerkerteam behoben und zusätzlich das Mauerwerk von Pflanzenbewuchs gereinigt. Die Arbeiten erforderten damals kein Gerüst, da die Handwerker als ausgebildete Bergsteiger mit Seilen zu den Stellen an der Kirche kletterten, die repariert werden mussten.
2010 konnte eine neue elektronisch gesteuerte Turmuhr mit Schlagwerk in Betrieb genommen werden. 2014 wurden die beiden Farbfenster umfassend saniert und im Jahr 2017 die Westfassade der Kirche in Gustow.
Demnächst wird Diplom-Restauratorin Jenny Heymel die Restaurierung von Teilen des Altars und der Anna selbdritt sowie der Pietà abschließen. Einige dieser Kunstschätze sind bereits wieder aufgestellt. Die Restaurierung wurde ermöglicht durch eine private Spende, durch Mittel aus dem kirchlichen Denkmalfond und Eigenmittel der Kirchengemeinde. Für 2021 sind weitere größere Bauabschnitte – unter anderem die Sicherung des Daches – in der Kirche Gustow anvisiert.